Was macht man, wenn man aus einem Nachlass ein Modul mit einem Straßenbahn Betriebshof bekommt, das thematisch aber nicht zu dem passt, was man im Kopf hat?
Genau, man baut sich den Betriebshof neu.
Ein Freund hat vor ca. 15 Jahren das nachstehende Modul für einen Bekannten gebaut, der nun leider verstorben ist. Aus dem Nachlass kam es wieder zu ihm zurück und er gab es mir.
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(Die Fahrzeuge waren nicht dabei, sondern sind meine und dienen nur der Veranschaulichung).
Die Gleise sind von Fleischmann bzw. Hartel, die Oberleitung aus Sommerfeld 0,5mm Draht ist nur Zierde, aber das wird jetzt alles geändert.
Das Depot soll durch einen historischen Bau ersetzt werden. Meine Wahl fiel auf das ehemalige Depot der Rheinbahn in Grafenberg:
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Deren Fassade habe ich entsprechend für das Modell angepasst.
Mit Sketchup entstand die zugehörige 3D Konstruktion, die ich mir dann ausgedruckt habe:
Bildschirmfoto 2017-12-17 um 12.10.06 by Guido Mandorf[/url], auf Flickr
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Das Dach soll verglast sein, daher musste ich auch das Gebälk nachbilden:
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Ich überlege noch, ob ich das Gebälk abnehmbar machen soll oder mit den Seitenwänden verklebe, Bei letzterer Ausführung wäre das Gebäude extrem stabil.
Update 26.12.2017
So hier jetzt ein paar Bilder vom aktuellen Stand.
Ich habe das Gebäude in Klinkerrot bemalt und dann mit Klinker-Textur beklebt. Die Textur habe ich mit einem Schneidplotter passend ausgeschnitten. Das Gebäude wirkt so schon viel „echter“.
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Im Innenraum wird die Wand im unteren Bereich noch grau abgesetzt. Die Gleise werde ich mit Karton verkleiden. Untersuchungsgruben wären auch geil, aber dafür müsste ich die Grundplatte aufsägen. Sowas kann man auch noch im Nachhinein machen.
Ob ich die hinteren Fenster verglasen soll oder als zugemauert darstelle, weiß ich im Moment auch noch nicht.
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Update 28.12.2017
Heute habe ich die fehlenden Teile für das Dach gedruckt, sowie das Gebäude gealtert. So sieht es jetzt aus. Ein paar meiner Rheinbahn Oldies müssen dafür Modell stehen:
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Die Fenster tausche ich noch durch welche in Grau aus. Auch diese sind selbst gedruckt.
Was die Farbgebung vom Dach angeht, freue ich mich über konstruktive Vorschläge.
Für ein Preiserlein, das vor der Halle steht, ergibt sich jetzt der folgende Anblick:
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Update 02.01.2018
Es hat sich wieder was getan.
Das Umfeld wurde etwas mehr städtisch, das Vorfeld wurde geändert und das Glasdach habe ich als Oberlicht ausgeführt. Dank des 3D Druckers war es ein Kinderspiel, die passenden Teile zu drucken.
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Im Original war der Betriebshof Grafenberg aufgrund seiner fehlenden Umfahrungsmöglichkeit „Home of the Zweiachser“ bis 1969. Die Halle war nur von einer Richtung aus einfahrbar. Da in Düsseldorf die Zweiachser üblicherweise mit 1 oder 2 Beiwagen fuhren, mussten diese an jedem Tag umgekuppelt werden nach dem Prinzip des Stoßtriebwagens.
Update 05.01.2018
Was wäre ein Betriebshof ohne eine anständige Verwaltung.
Das süddeutsche Postamt von Kibri bot sich an, „verwestlicht“ zu werden und als Betriebshofverwaltung zu dienen. Natürlich muss sich an der Haltestelle auch ein Kiosk befinden, an dem der Straßenbahner sein Feiernabend-Bier bekommen kann.
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Schaffner Willi Schulte hat seinen Galoppwechsler aus der Verwaltung abgeholt und macht sich auf den Weg zu seinem Wagen.
Update 06.01.2018
Nach ein paar Kleinigkeit an der Ausgestaltung bin ich heute mit dem Bau der Oberleitung angefangen. Wie immer baue ich diese aus 0,3mm starkem Phosphorbronzedraht, den ich bei https://www.hassler-profile.li kaufe. Diese verlöte ich mit bleifreiem Lötzinn in der Legierung Sn95 Ag4 Cu1. Dieses hat sich bislang als sehr beständig gegenüber Oxidation hervorgetan.
Wichtig ist, dass die Oberleitung fest verspannt ist. Spannwerke sorgen dafür, dass die Spannung auch bei Temperaturänderung erhalten bleibt.
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Da es später auch möglich sein soll, den Fahrbetrieb über die Oberleitung zu ermöglichen (dies ist bei allen meinen Anlagen Standard), ist es wichtig, dass die Oberleitung vor allem in Kurven genau ausgerichtet ist, damit es nicht zu einer Bügelentgleisung kommt. Zum Einsatz kommen dafür Scheren- bzw. Einholmstromabnehmer und Lyrabügel. Für einen Betrieb mit Stangenstromabnehmer ist die Oberleitung nicht ausgelegt, da diese dafür nach anderen Regeln verlegt sein muss. Im Oberleitungsbetrieb werden die Fahrzeuge digital mit DCC betrieben.
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Die Fahrdrahthöhe liegt bei diesem Modul bei 65-68mm über Schienenoberkante. Dies ist etwas höher als ich sie sonst habe. Für die verwendeten Zweiachser, teilweise mit Hochwippe, ist dies jedoch kein Problem.
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So muss eine Straßenbahn fahren: wie im Original mit angelegtem Bügel.
Da öfter die Frage kommt, wie stramm eine Oberleitung sein soll, hier ein kleines Video dazu. Bitte vorher den Ton einschalten:
https://www.youtube.com/watch?v=9J5ghWHlQn4
Update vom 12.01.2018
Nachdem die Oberleitung verlegt ist, müssen natürlich auch Straßen, Hinterhöfe etc. ausgestaltet werden:
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Da ich nun auch das gewünschte graue Filament bekommen habe, wurden die Fensterrahmen direkt mit diesem Material gedruckt, um späteres Bemalen zu ersparen. Die Fensterrahmen wurden auf Folie geklebt, ausgeschnitten und konnten dann passend in die Maueröffnungen geklebt werden.
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Ja, es fehlen immer noch die Stürze an den Fenstern ????????
Durch die großen Fenster und das verglaste Dach sind die Fahrzeuge im Inneren gut zu erkennen.
Zur Ausgestaltung gehören auch die passenden Fahrzeuge. Das Vorbild, der Bth. Grafenberg wurde Ende der 60er Jahre geschlossen, so dass ich zeitgenössische Fahrzeuge gekauft habe, die nach Zulassung platziert werden können.
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Wie beim Original sind die mittleren Gleise (hier 2 und 3) durch das Glasdach hellbeleuchtet. Aus Sicht eines Preiserleins ergibt sich folgender Anblick:
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Update 15.01.2018
Details sind das, was eine gute von einer mittelmäßigen Anlage unterscheiden, daher ist es wichtig, auf diese in seiner Umgebung zu achten, um sie dann auch im Modell umsetzen zu können.
Für Düsseldorf ganz typisch sind heute noch Gaslaternen, die daher auf einer Szenerie, die Ende der 1960er Jahre angesiedelt ist, nicht fehlen dürfen. Straßenschilder sind schwarz mit weißer Schrift.
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Farbe in Leben brachten schon damals Plakatwände, deren bunte Werbung einen Kontrast zu den eher eintönig grauen Hausfassaden bildete. Pril hatte noch keine Blumen, diese kamen erst ab 1972.
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In der Totalen erkennt man zeitgenössische Fahrzeuge, der Straßenverkehr war damals nur ein Bruchteil des heutigen. Die doch recht prominenten Antriebe der Fleischmann-Weichen habe ich durch Gestrüpp getarnt. Irgendwann werden diese moderneren Weichen weichen (!), die dann Niederflurantriebe erhalten.
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Der Betriebshof ist voll, man hat sogar zwei Oldtimer aus der Anfangszeit der Düsseldorfer Straßenbahn herausgeholt und auf Gleis 4 abgestellt.
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Es handelt sich dabei um zwei Triebwagen der ehemaligen Kleinbahn Grafenberg-Rath-Ratingen, die in der Düsseldorfer Straßenbahn übergegangen ist. Diese Fahrzeuge (links die Ursprungsversion von 1898, rechts die etwas modernisierte mit Frontverglasung) befuhren die erste elektrifizierte Strecke auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Heute befährt diese Strecke die U72.
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Einige Frage sind derzeit noch offen:
- Fehlen Straßenschilder?
- Wie waren zur damaligen Zeit Fahrbahnmarkierungen ausgeführt? Hatte eine solche Straße überhaupt welche?
- Was könnte noch fehlen?
Fortsetzung folgt …
Ich danke Ihnen für den tollen Beitrag. Dieses Projekt ist Ihnen wirklich wunderbar gelungen. Ich finde so etwas immer wieder faszinierend.
Mit besten Grüßen,
Daniel