Anlässlich des heutigen Tages, an dem der deutsche Steinkohle-Bergbau zu Grabe getragen wurde, möchte ich in einem Beitrag dazu zeigen, dass dieses Thema auch mit dem der Straßenbahn eng verbunden war.
Möge man zuerst an den Transport der Bergarbeiter zu ihrer Arbeitsstätte denken, so wissen viele nicht, dass die Straßenbahn auch zum Kohletransport benutzt wurde.
Aufgrund der Seeblockade der Allierten im 1. Weltkrieg ergab sich ab 1916 ein großer Engpass u.a. in der Brennstoffversorgung im Bergischen Land. Im nahegelegenen Ruhrgebiet gab es genug Kohle, aber keine ausreichenden Transportmöglichkeiten.
1917 wurden daher die Zechen Viktoria (Stillgelegt 1925) in Essen-Kupferdreh und Heinrich in Essen-Überruhr (Stillgelegt 1968) an das Netz der Bergischen Kleinbahn angeschlossen.
Ein Jahr später wurde auch die Zeche Bonifacius (Stillgelegt Anfang der 1980er Jahre) in Essen-Kray an das Straßenbahnnetz angeschlossen.
Die Fahrstrecke zwischen der Zeche Bonifacius und dem Bauhof Briller Straße in Elberfeld beträgt ca. 40km, dafür müssen etwa 150 Höhenmeter überwunden werden.
Von 1917 bis 1919 wurden ca. 12.500t, ca. 28.700t und zuletzt ca. 60.000t Kohle transportiert. Als Transportmittel dienten umgebaute Triebwagen der ersten Generation von 1897-1906, die mit einer Leistung von 36kW lediglich 5-8t Zuladung transportieren konnten. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, welche Anstrengungen für Mensch und Maschine erforderlich waren, diese Leistungen zu erbringen. Fahrten bei Wind und Wetter, rund um die Uhr, waren für die Beförderungsleistungen erforderlich.
Die französische Ruhrbesetzung beendet dann diesen Güterverkehr.
Die Fahrzeuge waren aber so robust, dass einige diese materialzerfressenden Fahrten überlebten und so auch noch ab 1944 für erneute Kohlenfahrten genutzt werden konnten . Allerdings reichten die Transportkapazitäten nicht aus, so dass auch normale Straßenbahntriebwgaen herangezogen werden mussten.
Jetzt wurden auch die Ronsdorfer Lokomotiven als Zugmaschinen eingesetzt, die die Kohlezüge durch Essener Stadtgebiet zogen.
Im Modell befährt ein Kohle-Triebwagen mit angehängtem Güterwagen die Überlandstrecke nach Oberrath. Im Hintergrund ist der Förderturm einer naheliegenden Zeche zu erkennen.
Auch bei den Straßenfahrzeugen gibt es auf meiner Anlage Kohlentransporte. Auf der Steigung quält sich ein alter Opel Blitz mit einer Ladung Kohlesäcke der Ruhrkohle herauf.
Brennstoff in loser Form transportiert dieser Magirus 125 Eckhauber der Klöckner Brennstoffe.
Möge in der realen Welt der Bergbau in Deutschland enden, in meiner Modellbahnwelt wird er weiter bestehen bleiben, da er für mich einfach dazu gehört.
Glückauf!
Meine Beziehung zum Bergbau
Gebürtig aus Essen habe ich als kleines Kind noch die Zeche Carl Funke am Baldeneysee in ihren letzten Zügen erlebt. Als 16jähriger absolvierte ich 1986 ein Schülerpraktikum in der Elektrowerkstatt einer Zeche, um daraus den Schluss zu ziehen, dass das nichts für mich sei. Ende der 1990er Jahr war ich als Dozent für die Umschulung von Bergleuten bei der RAG Bildung in Bottrop tätig.
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